Samengewinnung aus dem eigenen Garten

In der großen Blühfläche mit den über 200 verschiedenen Blumenarten und -sorten, befindet sich ein großes Samenpotential, welches ich auch alles nutze, für Saatgut und zum Eigenverbrauch (Leinsamen).

von: Gerd

Schon früh im Sommer beginnt die Samenernte. Ab Juni schaue ich fast jeden Tag nach ausgereiften Samenständen, zum Beispiel Vergissmeinnicht und Akelei.

Manche Blumen blühen über mehrere Monate und die Samen reifen die ganze Zeit über ab, Witwenblume, Bauernorchidee, Flockenblume, Brautstrauß, Leberbalsam, Mohn, Ringelblumen, Strohblumen, Trompetenzunge, Cosmea usw. Bei diesen Blumen gilt es, an trockenen Tagen die reifen Fruchtstände abzuschneiden, bevor die Samen ausfallen. Einige Blumen bilden nur wenige Samen aus, hier muss ich besonders aufmerksam sein, um überhaupt Samen zu erhalten. Im Gegensatz dazu stehen Fingerhut, Königskerze oder Nachtschatten, bei denen muss ich die Samenstände schon frühzeitig abschneiden, um eine ungebremste Vermehrung im Garten zu vermeiden.   

Die abgeschnittenen Fruchtstände lege ich in eine flache Schale, sie kommen dann mindestens für drei Wochen in den Heizungsraum zum Trocknen, auch vermeintlich reife trockene Samen, denn eine Restfeuchtigkeit ist meistens immer noch vorhanden.  So vermeide ich Schimmelbildung bei der Lagerung.

Bei der Samenernte begegnen mir immer sehr viele kleine Insekten, die sich von den Samen ernähren. Sie sind oft so klein, dass man sie nur mit Vergrößerungsglas erkennen kann. Ich lege die Schale dann für eine Stunde auf die Seite so dass die Käfer den Behälter verlassen können. Ich habe es schon gehabt, dass Käfer die Prozedur der Aufbereitung überstanden haben, dann fand ich im Frühjahr ein Gespinst und eine Raupe in der Samenschachtel. Auf Malven finde ich beim Ernten viele Wanzen.

Das Beschriften darf man natürlich nicht vergessen.

Aufbereitung der Samen

Jede Blume hat ihren besonderen Fruchtstand mit Samen. Deshalb muss die Trennung der Samen aus den Fruchtständen immer variieren. Die meisten Samen löse ich, dadurch das ich die Fruchtstände auf einem Tisch auslege und mit einem großen Nudelholz bearbeite, das ist für mich die effektivste Methode. Die Samen sind so fest, dass sie dabei nicht beschädigt werden. Einige Samen sitzen sehr fest in ihrem Fruchtstand, dass sie mit der Hand ausgepult werden müssen, das sind Indianernessel, Kornblumen, Kugelamarant, Ochsenauge, Skabiose, Sonnenblumen, Tagetes, Teufelsabbiss, Tithonia, Wachsblume usw.

Anschließend werden die so behandelten Fruchtstände mehrmals mit verschiedenen Siebgrößen gesiebt, dadurch werden die schwereren Bestandteile von den Samen getrennt. Danach schütte ich die Samen in ein 2-Litermaß und puste von oben mit einem Föhn in das 2-Litermaß, dabei fliegen alle leichten Bestandteile heraus, restliche Stängelstückchen müssen dann noch mit der Hand entfernt werden.  Mit dieser Methode erhalte ich ein sehr sauberes Saatgut.

Die Samen werden dann, je nach Menge, in kleine oder große Behältnisse abgefüllt. Für kleine Mengen eignen sich sehr gut Filmrollendosen oder Papiertütchen. Jetzt folgt die vollständige Beschriftung:  Der deutsche Name, das Jahr, Hinweise zur Aussaat, wann und wie (DK = Dunkelkeimer, WK = Warmkeimer, LK = Lichtkeimer, KK = Kaltkeimer), und die Größe der Pflanze. Wenn ich die Daten alle habe, brauche ich später bei der Aussaat nicht mehr in meine Listen schauen.

Nach dem Beschriften lagere ich die Behältnisse in der Garage, wo es trocken und kühl ist, dunkel in Schränken.

Wenn ich im Spätsommer andere Gärten besuche, habe immer kleine Dosen für Samen dabei. Auch kaufe ich Samen dazu, um die Palette zu erweitern.

Aussaat der Samen im Herbst

Die Samen die im Herbst ausgesät werden müssen, habe ich nach der Samenaufbereitung gleich beiseitegestellt, um sie ab September auszusäen.

Das sind unter anderem die vier hübschen Getreide-Beikräuter Kornblume, Kornrade, Margerite und Klatschmohn. Alles wird in Reihen per Hand ausgesät, damit ich zwischen den Reihen das Unkraut weghacken kann.

Da ich auch viele Wildstauden züchte, die fast alle KK und LK sind, säe ich sie nur in kleinen Kreisen aus, weil sie dabei nicht viel Platz benötigen und, ich sie dann irgendwann im Mai sowieso umpflanzen muss.

Ich versuche auch normale Stauden zu vermehren, wie Akelei, Lupinen, Rittersporn, Brennende Liebe, Phlox usw., die säe ich ganz einfach auf dem Acker auch im Herbst aus, nach dem Motto: Was kommt, das kommt.

Aussat der Samen im Frühjahr

Die Aussaat der einjährigen Sommerblumen in Schalen, beginnt Anfang März auf der Fensterbank. Da ich auch einige von den Sommerblumen gerne zwischen den Stauden platziere, ziehe ich Sie auf der Fensterbank vor. Zum Beispiel Spinnenblumen, Cosmea Cupcakes, Kugelamarant, Wachsblumen, Bauernorchidee und noch ein paar andere. Nach dem Auflaufen kommen sie in den kühleren Wintergarten, denn wenn ich sie zu lange auf der Fensterbank lasse, wachsen sie nur in die Höhe. Ein Gärtner aus Varel sagte mir, dass kein UV-Licht durch die Thermopenscheiben dringt, und deshalb die Pflänzchen so sehr nach oben streben. Später werden sie dann pikiert und verbleiben bis Anfang Mai im Wintergarten.

Anfang April beginnt dann auf der Blühfläche die Aussaat der einjährigen Sommerblumen, das zieht sich dann bis Mitte Mai hin. Alles wird auch hier in Reihen gesät, Reihenabstand 15 bis 20 cm. In der Reihe variiert es von 0,5 cm bis 15 cm je nachdem wieviel Platz die Pflanzen brauchen. Ich lege die Samen lieber etwas enger, man weiß nie, wie die Keimfähigkeit der einzelnen Blumen ist, und Weghacken geht immer. Die eigenen Samen laufen immer sehr gut auf.

2022 hatten wir ein warmes Frühjahr und alles entwickelte sich prächtig, 2023 hatten wir ein kaltes Frühjahr und alles kam nur sehr langsam aus dem Boden, aber im Juli war alles wieder wunderbar.

Ganz wichtig: Dokumentation

Fast alles, was im Garten grünt und blüht, wird von mir erfasst, beschrieben und unter Excel in Listen, die ich selber eingerichtet habe, festgehalten.

Die wichtigste Tabelle ist dabei für mich die Liste „Aussaat und Entwicklung der Blumensamen“, um im Nachhinein Fehler zu erkennen, und sie bei der nächsten Aussaat zu vermeiden.

Sehr aussagekräftig sind hier der Saatzeitpunkt und die Saattiefe. Dabei fiel mir auf, dass ich auch die Größe der Pflanze bei der Saat mitberücksichtigen muss. Kleine Pflanzen können neben viel größeren Pflanzen nicht ihre Pracht entfalten. Bei über 200 verschiedenen Blühpflanzen setzt das schon eine gewisse Planung voraus.  Dazu kommt noch der Abstand in der Reihe. Einige Pflanzen reagieren sehr empfindlich, wenn der Abstand nicht groß genug ist. Jede Pflanze hat ihren eigenen Raumbedarf, um sich prächtig entwickeln zu können.

Sollten Pflanzen zu eng stehen, so kann ich sie auch umsetzen in ein anderes Beet. Hervorragend geht es mit den Cosmea, die wachsen sofort weiter und bereichern auch unseren Staudengarten.

Diese Daten und noch einiges mehr, stehen in der Excelliste „Beschreibung der Blumensamen“. Hier kann ich mir durch „Sortieren“ die Aussaatzeitpunkte in der Reihenfolge von Februar bis November anzeigen lassen, das ist sehr praktisch. Ähnliche Listen habe ich auch für Wildblumen, Stauden, Ziersträucher, Obstbäume und noch einiges mehr.